“Und Anleihen sind im Moment nicht die Topadresse. Können Sie sich vorstellen, dass der Ertrag, den 10-jährige US-amerikanische Treasury Bonds – deren Rendite am Jahresende bei 0,93% lag – aktuell 94% geringer ist als im September 1981, als die Rendite 15,8% betrug? In bestimmten wichtigen grossen Ländern wie beispielsweise Deutschland und Japan erhalten Investoren negative Renditen auf ihre mehrere Billionen US-Dollar schweren Positionen in Staatsanleihen. Anleger in festverzinslichen Wertpapieren – ob Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften oder Rentner – haben eine düstere Zukunft vor sich.”
Warren Buffett, Berkshire Hathaway Annual Report 1/3/2021
Die Aktienmärkte erzielten in den ersten sechs Wochen des ersten Quartals 2021 eine starke Performance, gingen dann aber wieder zurück. Dramatischer war die ausgeprägte Verkaufswelle an den Anleihenmärkten. So stieg beispielsweise die Rendite 10-jähriger US-Anleihen von 0,91% auf 1,74%, während 10-jährige deutsche Bundesanleihen von -0,57% auf -0,29% kletterten. Dies sind massive Verschiebungen auf enorm grossen Märkten. Auch Industrierohstoffe entwickelten sich stark, vor allem solche, die beim Ausbau der Infrastruktur für die erneuerbaren Energie zum Einsatz kommen. Die grossen Themen unter Anlegern waren die Effizienz, mit der die einzelnen Länder die verschiedenen Impfstoffe einführen, und Inflationssorgen, denn die Wirtschaft startet wieder und muss die enormen Stimulierungsmassnahmen der Regierungen und Zentralbanken verarbeiten. Von besonderem Interesse wird sein, wie die Anleihenmärkte auf die Inflation reagieren. Wenn die Wiedereröffnung der Wirtschaft nur eine vorübergehende Inflation zur Folge hat, dürften die Sektoren, die schon vor der Pandemie im Aufwind lagen, weiter zulegen. Sollte die Inflation einen höheren Stand als erwartet erreichen und offensichtlich länger anhalten, werden viele Anlageklassen neu bewertet werden. Die Anleihenmärkte werden weiter fallen, genau wie Vermögenswerte, deren Preise sich nach Anleihen richten. Andererseits könnten die Sektoren Auftrieb erhalten, die in den letzten zehn Jahren hinter der Entwicklung hinterherhinkten, wie beispielsweise der Rohstoff- und der Finanzsektor.
Schätzungen zufolge erhöhte sich die Summe der Schulden im globalen Finanzsystem 2020 infolge der Covid-Krise um über 20 Billionen Dollar. Die weltweite Gesamtverschuldung beträgt nun 281 Bio. USD oder 355% des weltweiten BIP. Das Ausmass der Interventionen ist ausserordentlich. Der Schuldenaufwand pro Kopf betrug in den USA im vergangenen Jahr 12.600 USD, während Roosevelts «New Deal» in den 1930er-Jahren aber nur geschätzte 5.200 USD über acht Jahre. Dies ist im Übrigen der Stand vor Präsident Bidens neuem, 1,9 Bio. USD schweren Konjunkturpaket und dem inzwischen angekündigten weiteren Paket mit einer Gesamtsumme von 3 Mrd. USD. Das 1,9 Bio. USD schwere Paket umfasst einen Scheck über 1400 USD, den fast jeder Einwohner des Landes erhält. Der Schwerpunkt des vorgeschlagenen Pakets sind riesige Infrastrukturinvestitionen. Gleichzeitig ist die Sparquote während des Lockdowns angestiegen. Sie dürfte aber sinken, wenn die Konsumenten wieder in der Lage sind, Geld auszugeben. Ein Absinken der Sparquote auf Vor-Covid-Niveau in den USA würde eine Billion Dollar freisetzen, was 4,7% des BIP entspricht. Durch die Höhe der Konjunkturanreize steigt das Inflationsrisiko. Die Lage ist anders als nach der Krise von 2008, als die Banken das Risiko in ihren Bilanzen abbauten und gezwungen waren, die Gewichtung von Staatspapieren zu erhöhen. Im Rahmen der enormen quantitativen Lockerungen fluteten die Zentralbanken die Märkte mit Billionen von Dollar, die von den Geschäftsbanken aufgenommen wurde, sodass der inflationäre Effekt ausgeglichen wurde. Dieses Geld lag untätig in Überschussreserven, sodass die Inflation auf die Anlagemärkte beschränkt blieb. Heute befindet sich das überschüssige Geld auf Privatkonten und in Staatsbilanzen und wartet darauf, ausgegeben zu werden. Dieses Geld wird in die Realwirtschaft fliessen und viel eher einen inflationären Effekt haben. Darüber hinaus haben die Unternehmen angesichts der Ereignisse des vergangenen Jahres nicht notwendige Investitionen vermieden oder verfügen über hohe Lagerbestände; daher sind unmittelbare Auswirkungen auf die Nachfrage zu erwarten. Ferner besteht zusätzlicher Druck aufgrund der Handelsspannungen zwischen den USA und China, denn die Lieferketten werden verändert, und zwar nicht aus Kostengründen. Taiwan versorgt die halbe Welt mit Halbleiterchips, und als am Quartalsende ein havariertes Containerschiff den Suezkanal blockierte, zeigte sich, wie verletzlich die Lieferketten sein können. Gleichzeitig hat der Markt dafür gesorgt, dass festverzinsliche Wertpapiere ihre gesamten defensiven Eigenschaften verlieren, indem er die Zinsen auf extrem tiefe Stände fallen liess. Das Zitat von Warren Buffett am Anfang dieses Berichts ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass in den meisten Fällen zwischen dem Sparguthaben und dem Anleihenmarkt ein direkter oder indirekter Zusammenhang (über Aktien und Immobilien, deren Preise stark von der Zinsentwicklung beeinflusst werden) besteht. Trotz dieser Sorgen profitieren die Unternehmen weiterhin von günstigen Bedingungen. Anfang März konnte die europäische Fluggesellschaft easyJet 1,2 Mrd. EUR Fremdkapital zu nur 1,875% aufnehmen, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nur mit 10% ihrer normalen Kapazität arbeitete.
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